Von Aristoteles bis ins 20. Jahrhundert hielt sich die Idee von der „natürlichen Unterlegenheit“ der Frau. Seit Beginn der Industrialisierung wurden zudem „privater“ und „öffentlicher“ Bereich streng getrennt und geschlechterspezifisch zugewiesen:
Die von der Natur vorgesehene Bestimmung der Frau sah man im Privaten, in der Familie; politische und berufliche Betätigung der Frau wurden als unnatürlich abgelehnt. Im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811 wurde der Mann als „Haupt der Familie“ festgeschrieben. Er hatte das Recht, seine Frau nach außen zu vertreten und ihr Vermögen zu verwalten, und die Pflicht, sie zu versorgen. Die Frau hatte ihm in der „Haushaltung und Erwerbung nach Kräften beizustehen“ und „die von ihm getroffenen Maßregeln zu befolgen“.
Dieses Modell von „Ernährer“ und Hausfrau galt zunächst in erster Linie für das Bürgertum. Die Masse der meist armen Frauen arbeitete hart ums Überleben – am Land, in den Fabriken und als Dienstmädchen. Verloren sie diese Arbeit, blieben meist nur Bettel oder Prostitution.
Mit den sozial- und arbeitsrechtlichen Fortschritten nach 1918 und dem steigenden Wohlstand nach 1945 konnten auch die Arbeiter von ihrem Lohn eine Familie ernähren. Dass ihre Frauen nun nicht mehr arbeiten gehen mussten, war für sie Fortschritt; das Ernährermodell und die damit verbundene rechtliche Unterordnung und wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau eroberten die ganze Gesellschaft.
Parallel dazu wurden allerdings seit dem 19. Jahrhundert die Forderungen der Frauen nach Gleichstellung und Emanzipation lauter. Die Erste Republik brachte ernsthafte Initiativen in Richtung Gleichstellung der Geschlechter im Familienrecht sowie gleichen Zugang der Mädchen zu Bildung. Mit der Mütter-Ideologie des Faschismus wurde das Rad allerdings wieder zurückgedreht und die traditionelle Rollenaufteilung der Geschlechter verfestigt.
Erst mit der Familienrechtsreform der 1970er Jahre wurde die alte Bestimmung von 1811 ersetzt durch den Grundsatz, dass Mann und Frau in der Ehe gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben. Schritt für Schritt wurden Frauen und Männer in allen Belangen rechtlich gleichgestellt. Die Umsetzung dieser Gleichstellung in die gesellschaftliche Realität wurde in Gang gesetzt und einiges an Fortschritt erreicht. Am Ziel sind wir noch nicht.
Amalie Seidel musste schon mit 12 Jahren als Dienstmädchen, dann als Fabrikarbeiterin zum Familienunterhalt beitragen. Mit 16 organisierte sie den ersten Arbeiterinnenstreik Österreichs und hielt 1893 eine viel beachtete Rede bei einer Wahlrechtskundgebung: „Wir müssen vom 14. Jahr an in den Fabriken arbeiten und unsere Arbeit baut den Reichtum unserer Ausbeuter auf. Sind wir reif genug, uns mit 14 Jahren ausbeuten zu lassen, werden wir wohl mit 20 wenigstens imstande sein, unsere Interessen zu wahren. Jedenfalls werden wir sie besser wahren als die Herren, die heute im Parlament sitzen.“ Danach wurde „das politische Weib“ wegen „zu temperamentvoller Teilnahme“ zu drei Wochen Haft verurteilt.
Eva Petrik (1931-2007)
Politikerin und Katholische Aktivistin
Eva Petrik war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der prägenden Persönlichkeiten der Katholischen Jungschar und des Laienapostolats. Bis in die 1990er Jahre engagierte sie sich ehrenamtlich in der Kirche, zuletzt als Präsidentin der Katholischen Aktion. In dieser Funktion war sie 1993 maßgeblich am „Lichtermeer“ gegen Fremdenfeindlichkeit beteiligt. Sie war außerdem VP-Mandatarin im Wiener Gemeinderat. Als die ÖVP allerdings 2000 mit der FPÖ koalierte, trat sie aus der Partei aus. Sie lebte in Währing und war aktives Mitglied ihrer Heimatpfarre Pötzleinsdorf.
„Solange für Frauen in der Kirche nicht offen ist, was auch für die Männer offen ist, sind die Frauen in ihren Möglichkeiten beschnitten.“
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Schriftstellerin
Marie von Ebner-Eschenbach war in ihren Dramen und Erzählungen der Aufklärung verpflichtet. Ihre Kritik an der Adelsgesellschaft und das Engagement für die „kleinen Leut“ prägen ihre Werke, z.B. „Das Gemeindekind“ und „Dorf- und Schlossgeschichten“ (inkl. „Krambambuli“). Sie erhielt 1898 das Ehrenkreuz für Kunst und Literatur und 1900 als erste Frau das Ehrendoktorat der Universität Wien. Zu ihren Ehren wurde der Ebner-Eschenbach-Park in Währing benannt.
„Als eine Frau lesen lernte, trat die Frauenfrage in die Welt.“
Karoline von Perin (1806-1888)
Revolutionärin
Karoline von Perins unkonventionelles Privatleben und vor allem ihr Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung waren für ihre Zeit ein Skandal. Als Reaktion auf die „Praterschlacht“, die Niederschlagung der Wiener Arbeiterinnen-Demonstration im August 1848, gründete sie den „Wiener demokratischen Frauenverein“. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde der Verein verboten, sie selbst zur Emigration gezwungen. Sie verlor das Sorgerecht für ihre drei Kinder, ihr Vermögen wurde konfisziert. Für die Rückkehr nach Österreich Jahre später musste sie alle Aussagen zur Frauenemanzipation widerrufen.
Amalie Seidel (1876-1952)
Frauenrechtlerin
Amalie Seidel musste schon mit 12 Jahren als Dienstmädchen zum Familienunterhalt beitragen. Mit 16 wurde sie Mitglied in einem Arbeiterbildungsverein, 1893 organisierte sie den ersten Frauenstreik Österreichs. Im selben Jahr wurde das politische Weib wegen zu temperamentvoller Teilnahme an einer Wahlrechtskundgebung zu drei Wochen Arrest verurteilt. Mit Ausrufung der Republik wurde die Sozialdemokratin Gemeinderätin und Abgeordnete zum Nationalrat und engagierte sich vor allem für Jugendfürsorge und Gesundheitswesen. 1934 vorübergehend inhaftiert, zog sie sich danach aus der Politik zurück. Einen jüdischen Freund versuchte sie durch Heirat vor den Nazis zu schützen; dieser verübte allerdings 1942 Selbstmord.
Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000)
Architektin
Margarete Schütte-Lihotzky war eine der ersten Architektinnen. Bekannt wurde sie vor allem durch die von ihr entworfene „Frankfurter Küche“. In Wien plante sie zwei Einfamilienhäuser in der Werkbundsiedlung. 1939 trat sie der KPÖ bei und unterstützte die Widerstandsbewegung. Sie wurde verhaftet, entging nur knapp der Hinrichtung und wurde erst 1945 von US-Truppen aus dem Gefängnis befreit. Nach dem Krieg erhielt sie als Kommunistin keine öffentlichen Aufträge. Sie konnte in dieser Zeit nur einige private Häuser entwerfen und arbeitete so als Beraterin für die Volksrepublik China, Kuba und die DDR. Erst verspätet wurde ihr Werk in Österreich offiziell anerkannt.
Emmy Freundlich (1878-1948)
Politikerin
Emmy Freundlich schloss sich früh der Sozialdemokratie an. 1911 übersiedelte sie nach Wien und wurde vor allem in der Konsumgenossenschaft tätig. Im Zuge von deren Integration in die Kriegswirtschaft wurde sie Direktorin im Ministerium für Volksernährung – die damals höchste weiblich besetzte Stelle im österreichischen Staat. Nach 1919 war sie Nationalratsabgeordnete, Delegierte auf der Weltwirtschaftskonferenz und einziges weibliches Mitglied in der Wirtschaftssektion des Völkerbunds. 1934 inhaftiert, emigrierte sie 1939 nach London. Sie war Mitgründerin des Austrian Committee for Relief and Reconstruction. 1947 übersiedelte sie nach New York und wurde Beobachterin beim Wirtschafts- und Sozialrat der UNO.
Maria Theresia (1717-1780)
Regentin, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen.
Maria Theresia übernahm 1740 nach dem Tod Karls VI. die Regierung der habsburgischen Erblande und konnte sie in den folgenden Erbfolgekriegen behaupten. Ihr Mann Franz Stefan v. Lothringen wurde 1745 zum römisch-deutschen Kaiser gewählt. Ihre Regierungszeit war geprägt vom aufgeklärten Absolutismus und bedeutete einen großen Modernisierungsschub: Verwaltungsreform, Neuorganisation des Heeres, Belebung von Handel und Gewerbe, Verbesserung der Lage der Bauern, Einführung der allgemeinen Schulpflicht und Erlass eines neuen Strafgesetzbuchs.